Rhein Neckar Theater in Mannheim

Pressebericht: In Teufels Küche

Krimikomödie mit einem Trauerfall zum Totlachen
Mannheimer Morgen, 22. April 2015, veröffentlicht von Janek Rauhe

Bei den Teufels geht es rabiat zu:
Die beiden Schwestern Vera und Angela haben den Notar Dr. Schwarz gefesselt.
Mutter ist tot - doch die Trauer hält sich bei Familie Teufel in Grenzen. Zu sehr hat die Matriarchin ihre beiden Töchter Vera (gespielt von Petra Mott) und Angela (Tatjana Lerchbaumer) sowie Schwiegersohn Otto (Michael Hanreich) zu Lebzeiten terrorisiert. Doch die reiche Dame hat wohl ein beträchtliches Erbe hinterlassen. Das sorgt für einigen Zündstoff unter den Geschwistern, die sich seit mehreren Jahren nicht gesehen haben, und bei der Beerdigung der Mutter irgendwie erst wieder zueinanderfinden müssen.
Vera ist aus der ländlichen Gegend in die Stadt geflohen und gibt sich als mondäne Frau von Welt, die auf das Dorfleben nur mit viel Abneigung herunterblickt. Angela hat sich in der Rolle der Hausfrau eingerichtet und ein eigentümliches Hobby entwickelt: Mitten in der Nacht terrorisiert sie die Nachbarschaft mit anonymen Drohanrufen. Angelas treudoofer Ehemann Otto ist eher wie ein Kind, um das sie sich auch noch kümmern muss, denn ein gleichberechtigter Partner.

Geiselnahme wegen Erbe
Als der Notar Dr. Schwarz (Henry Dahlke) dann auch noch verkündet, dass das üppige Erbe nicht an die Kinder, sondern über Umwege an ihn geht, bricht Chaos aus, das in der Geiselnahme des Juristen gipfelt.
So beginnt die unterhaltsame und humorvolle Komödie "In Teufels Küche", die jetzt im Rhein-Neckar-Theater Premiere hatte. Sie wächst sich noch zu einem Krimi aus, denn ziemlich schnell wird klar, dass dem Tod der Matriarchin mit ein paar Pillen nachgeholfen wurde. Hier gewinnt die gelungene Inszenierung von Regisseur Danilo Fioriti noch einmal an Fahrt, denn Kommissar Stör (Edgar Diel) bindet das Publikum ein und lässt sich beim Finden des Täters von den Zuschauern helfen - verdächtig ist, wie es sich in einem Krimi gehört, erst einmal jeder.
Drehbuchautor Markus Beisel, der das Rhein-Neckar-Theater an der Angelstraße vor zwei Jahren gegründet hat, versteht es, die unterschiedlichen Motive gegeneinander auszuspielen. Die Wendung am Ende kommt für die meisten Zuschauer überraschend.
Während die Schauspieler Lerchbaumer, Mott und Hanreich bekannte Gesichter im Rhein-Neckar-Theater sind, feiern Dahlke und Diel mit dem Stück ihre gelungenen Debüts im Haus.
Quelle: http://www.morgenweb.de/mannheim/stadtteile/krimikomodie-mit-einem-trauerfall-zum-totlachen-1.2208140

Rhein Neckar Theater in Mannheim

Pressebericht: Herzkloppa

Neckarau: Premiere des Rhein-Neckar-Theaters "Herzkloppä"
Pointiert, humorvoll und kurpfälzisch charmant
Von unserer Mitarbeiterin Silvia Osthues

Von unserer Mitarbeiterin Silvia Osthues
Mit einer neuen Mundartkomödie aus der Feder und der Inszenierung von Markus Beisel startete das Rhein-Neckar-Theater einen kollektiven Zwerchfellangriff auf das Publikum. "Unser Schwerpunkt ist zwar das Musical, aber wir wollen uns nicht eines Tages sagen, wir hätten nicht alles ausprobiert", sagte Regisseur Beisel.
Zwar hat der Prinzipal die klassische Musicaltheaterlinie seit der Premiere von "Herzkloppä" im Oktober des vergangenen Jahres in Richtung Kurpfälzer Boulevard sehr erfolgreich verlassen, jedoch bringt er sein Publikum in gleicher Weise, pointenreich, humorvoll und kurpfälzisch charmant mit exzellenten Schauspielern zum Lachen und bereitete den trotz brütender Hitze zahlreich erschienenen Zuschauern vergnügliche Stunden.
Bei der Besetzung hat Markus Beisel einmal mehr ein glückliches Händchen bewiesen: Neben ihm selbst als Texter, Regisseur und Schauspieler sowie zuständig für Kostüme und Requisiten standen die Schauspieler Michael Hanreich, Irena Moser-Müller und Tatjana Lerchbaumer, den Zuschauern wohlbekannt aus zahlreichen Inszenierungen im Rhein-Neckar-Theater, auf der Bühne.
Quelle: morgenweb.de 

Rhein Neckar Theater in Mannheim
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Rhein Neckar Theater in Mannheim

Pressebericht: Krieg der Geranien

Premiere: Krieg der Geranien
Vergebliche Friedensversuche
02. Juli 2014, Von unserer Mitarbeiterin Sylvia Osthues, morgenweb.de 

Sie hatten sich das Leben so schön vorgestellt: in ihrer ersten gemeinsamen Wohnung. Doch nun kommt alles anders für Maggi Senner und Mirko Schuster. Die neuen Nachbarn machen Ärger. Ihr ständiges Herumschnüffeln und Gemecker ist kaum zu ertragen. Zunächst versuchen Maggi und Mirko, mit den spießigen Nachbarn zurechtzukommen, dann aber bricht Krieg aus zwischen den ungleichen Nachbarn. Mit einem furiosen Nachbarschaftsstreit über die Geranienkästen auf den Balkonen hinweg setzt sich das neueste Stück des Rhein-Neckar-Theaters auseinander.
"Krieg der Geranien" heißt das Episodenstück in zwei Akten von Markus Beisel (Buch und Regie), das die Gäste bei der restlos ausverkauften Premiere trefflich unterhielt. Die Nachbarn haben es nicht ganz leicht miteinander. Zwei Ehepaare, Balkon an Balkon, aber nicht immer auf einer Wellenlänge. Der eine, Wilfried Zimmermann, ist ein pensionierter Ordnungshüter, der jedes noch so kleine Vergehen sofort zur Anzeige bringt. Seine Frau Erna ist der Drachen des Hauses. Neugierig mischt sie sich in alles ein und hat selbst vor dem Postgeheimnis keinen Respekt.
Jede Kleinigkeit neuer Zündstoff

Anfangs versuchen es Maggi und Mirko noch mit Herzlichkeit, Verständnis und Diplomatie. Doch die Zimmermanns lassen sich nicht beirren: Ob Hundegebell oder Mülltrennung - jede Kleinigkeit bringt neuen Zündstoff in einen wachsenden Konflikt. Eine lautstarke Einweihungsparty, zu der alle Nachbarn außer den Zimmermanns eingeladen sind, bringt dann das Fass zum Überlaufen. Von nun an herrscht Krieg zwischen den Nachbarn.
Quelle: http://www.morgenweb.de | Vollständigen Bericht lesen

Rhein Neckar Theater in Mannheim

Pressebericht: Aber bitte mit Schlager

Wenn drei Amtsstuten zu Schlagerstars werden, ist gute Laune garantiert!
Drei Dorfschnecken und jede Menge Schlager
Mannheim/Rhein-Neckar, 05. April 2014. (red) 

Das vermutlich spaßigste Theater aller Zeiten in der Region bietet heute Abend nochmals ein Viertel Dutzend Schnecken, die ein Dutzend Schlager zum Besten geben. Die rasante Komödie “Aber bitte mit Schlager” fetzt und reißt mit. Weil der Antrieb Spaß ist, Freude und natürlich ganz viel Schlager.
Von Hardy Prothmann

Das Rhein-Neckar-Theater ist eine Revue-Bühne. Der Conférencier begrüßt und führt ein. Innerhalb von Sekunden hat er das Publikum bei sich. Das Theater ist fasst ausverkauft – es sind viele Freunde dieser ganz und gar überraschenden Bühne heute Abend da – aber auch viele neugierige Erstbesucher. Zum Beispiel meine Frau und ich.
Ihr fällt sofort das ausgesucht geschmackvolle Foyer auf, die vielen liebevollen Details. Uns beiden die äußerst freundlichen Mitarbeiter, die alle Gäste herzlich willkommen heißen und sehr aufmerksam sind. Es geht fast familiär zu – was vollständig fehlt, ist irgendeine arrogante “Noblesse”, die man sonst leider häufig erlebt.

“Aber bitte mit Schlager”
ist eine rasante Komödie, hinreißend herzlich gespielt von Susan Horn als Amtsleiterin Tabea Wunderlich und den Bürodamen Francesca Galiano (Maria Kröninger) und Ewa Niren (Sissi Huber).
Der Plot: Ein kleines Dorf soll eingemeindet werden – von der verfeindeten Nachbargemeinde. Ein Schock. Als Lösung soll ein Schlagerfestival Geld in die Kassen spülen. Doch die reichen Nachbarn organisieren selbst eins. In einem Akt todesmutiger Rebellion planen die Bürodamen selbst aufzutreten. Doch das holpert – bis die Chefin die Sache in die Hand nimmt und die drei zum erfolgreichsten Schlagertrio aller Zeiten werden. Und dazwischen geht es um was? Um Liebe natürlich, um gebrochene Herzen, um Hoffnung, Wünsche und Sehnsüchte. Alles was das Herz begehrt also und der Schlager besingt.
Die drei quirligen Schauspielerinnen agieren so wuchtig schnell und manchmal auch schrill, dass die Spannung im Publikum greifbar ist. Es gibt viel Szenenapplaus und mitgeschunkelt wird natürlich auch. Alle drei überzeugen stimmlich – auch wenn die Aussteuerung des Sounds an der ein oder anderen Stelle hätte besser sein können.
Es werden wild die Kostüme gewechselt, die Welt der Ämter auf den Arm genommen, emotionale Hochs und Tiefs genommen, gelacht, geschrien, geheult und gestrahlt.

Die Zeit vergeht im Flug und zum Ende stehen die Zuschauer beim Applaus. Auch für Maestro Markus Beisel, dem Multikreativen. Das Stück, die Schlager, die Kostüme, die Choreografie – alles macht er selbst. Nur die Aufführung überlässt er seinen drei zauberhaften Schnecken – und das ist gut so.
Quelle: http://www.rheinneckarblog.de/05/drei-dorfschnecken-und-jede-menge-schlager/44388.html 

Rhein Neckar Theater in Mannheim

Pressebericht: Halleluja

Furiose Premiere voller Spielfreude und Spitzen
Himmel der Tollheiten im Rhein-Neckar-Theater
Rheinneckarblog/25. November 2014 veröffentlicht von Hardy Prothmann

Mannheim/Rhein-Neckar, 25. November 2014. (red/pro) Halleluja heißt das neue Stück am Rhein-Neckar-Theater – Halleluja möchte man ausrufen, wenn man das furiose Stück erlebt. Ein rockiges Musical mit einer turbulenten Story und haufenweise böser Spitzen gegen Künstler, Politiker, Prominente gegen Staat, Kirche und Gesellschaft. So “phantastisch” das Stück, so beeindruckend sind die Masken – insbesondere die von Luzifer. Das Schauspiel ist großartig, die Stimmen sowieso und die Bühne reicht bis ins Publikum hinein.

Die Kurzfassung: Der Plan ist teuflisch und er wird gelingen. Luzifer kauft den Erzengeln Michael, Gabriel und Raphael mit “Exklusivverträgen” deren Seelen ab. Als die drei Hüter(innen) des himmlischen Vorzimmers ihre Misere bemerken und klar ist, dass sie “nach unten” müssen, erklärt ihnen der Teufel leibhaftig, wie dumm sie sind. Als willenlose Himmelswesen sind sie überhaupt nicht vertragsfähig – denn ein Vertrag ist eine Willenserklärung, wer keinen Willen hat, kann auch nichts erklären. Ein turbulenter Spaß voller Ernst und Ironie. Ein mitreißendes Musical voller Empathie und Spielfreude. Ein Abbild der Gesellschaft zwischen beißendem Spott und hoffnungsvoller Liebe. Großes Theater über eine teuflische Wette und vielen göttlichen Wendungen. Mit Halleluja gelingt Intendant und Hauptdarsteller Markus Beisel ein Stück über Tollheiten zwischen Himmel und Hölle – und alles dreht sich um “diese Menschen” auf der Erde.
“Der Teufel steckt bekanntlich im Detail” – und das Stück platzt davon. Fast jeder Satz ist eine Anspielung. Ob Seehofer, Naidoo, Heino, Finanzbeamte, Politessen, Versicherungsvertreter, Saarländer oder Heppenheimer. Markus Beisel piekst sie alle mit seinem feinen Spott, der manchmal auch derb ist.

Gesangsduell, Hingucker, Philosophie
Die hypochondernde Gesellschaft personifiziert Erzengel Raphael, hervorragend gespielt von Melanie Haag. Die göttliche Empfangsstation wird von einer hinreißend komischen Irena Moser-Müller als Erzengel Gabriel verkörpert. Marion La Marché poltert und brummelt als Erzengel Michael und Leiter des himmlischen Büros durch das Stück – zänkisch bis zum Anschlag. Im buhlenden Gesangsduell mit Markus Beisel in seiner ersten Rolle als Luzifer muss dieser sich ganz schön strecken, um die Frage zu lösen “Wer ist der Boss?”. Tolle Leistung von Beisel, aber im echten Leben würde La Marché ihn in Grund und Boden singen – im Stück gewinnt der Teufel.
Wer sich in die Stücke des Rhein-Neckar-Theaters eindenkt, erkennt typische Topoi wie ein “buchgeführtes Leben” durch Aktenordner, das über ein Sekretariat am Schreibtisch verwaltet wird. Über Telefone wird die Bühne in jeden denkbaren Raum erweitert und sei es der Himmel. Das Bühnenbild ist minimalistisch, aber höchst effektiv. Die Kostüme müssen natürlich glitzern, die Perücken sind Kunstwerke und die Masken der Hammer – vor allem Luzifer ist der absolute Hingucker.
Markus Beisel schreibt aus dem Leben ab, verdichtet es zu Fragen von Toleranz, Liebe, Hingabe, Glauben und Willen – man kann das fast philosophisch nennen. Das Publikum ist gebannt, lässt sich verführen. Erlebt 15 Musikstücke, geht mit, lässt sich animieren. Seine drei Mitspielerinnen überzeugen durch wirklich tolle Stimmen und leidenschaftliches Spiel.
Der zweite Teil ist deutlich flotter als der erste, die Pointen könnten noch etwas feiner herausgearbeitet werden. Danilo Fioriti ist trotzdem eine sehr gute erste Regiearbeit gelungen. Wer Theater mag, muss dieses Stück sehen, weil man sonst was verpasst hat.
Quelle: http://www.rheinneckarblog.de/25/himmel-der-tollheiten-im-rhein-neckar-theater/54810.html

Rhein Neckar Theater in Mannheim

Pressebericht: Sophie und Inge - babble und singä

Mannheimer Morgen, 11. November 2015, veröffentlicht von Janek Rauhe
Krieg der Großmütter

Krieg im Bestattungsinstitut: auf der einen Seite das Mannheimer Schlappmaul Sophie, auf der anderen Seite die mürrische Berlinerin Inge. Die beiden rüstigen Damen sind schon lange in Rente und haben ihre Gatten überlebt. Jetzt wollen sie sich das Grab neben ihren verstorbenen Ehemännern sichern und treffen sich zufällig beim Bestatter. Doch dann stellt sich zu ihrem Entsetzen heraus, dass nur noch ein Grab frei ist - und das liegt auch noch ausgerechnet in der Mitte zwischen ihren Männern.
So entwickelt sich auf der Bühne des Rhein-Neckar-Theaters ein unerbittlicher Kampf um die letzte Ruhestätte der beiden Furien. Der Zuschauer kommt bei der Premiere des Stücks "Sophie & Inge - babble und singä" gar nicht mehr aus dem Lachen heraus. Denn eine absurde Situation reiht sich an die andere, der Streit zwischen den Damen eskaliert von Szene zu Szene. Dabei kommt es nicht nur zu Wortgefechten. Das Stück ist ein Comedymusical und so schmettern Inge und Sophie auf die Melodie von bekannten Popliedern einen Abgesang auf ihr Gegenüber.

Wiedersehen mit bekannten Rollen.
Den Besuchern des Theaters an der Angelstraße werden die beiden Charaktere schon aus anderen Stücken bekannt sein. Sophie alias Marion La Marché trat in dieser Rolle schon in der Pop-Revue "ABBA Hallo!" auf. Intendant Markus Beisel schlüpft in die Rolle der Inge, die er in seinem Theater schon häufiger gespielt hat. Wenn Inge zum Muttertag oder an Weihnachten auftritt, dann sind die Tickets für ihre Besuche schon nach kurzer Zeit ausverkauft. In dem Comedymusical treffen die beiden rüstigen Diven erstmals aufeinander.
Das Drehbuch haben La Marché und Beisel selbst geschrieben. Das merkt der Zuschauer, denn die Texte sind den beiden Paraderollen auf den Leib geschrieben. Die mürrische Inge, die ihre Giftpfeile gekonnt verschießt und immer trifft, wächst dem Zuschauer trotz ihrer Art ans Herz. Die gute Seele bleibt allerdings Sophie, die mit ihrem breiten Mannheimer Dialekt für viele Lacher sorgt und auf Inges zynische Art mit noch mehr Herzlichkeit reagiert.
Das Stück ist eine sehr überzeugend gespielte, kurzweilige Unterhaltung, die gerade auch durch ihre Mannheimer Mundart überzeugt.
Quelle: http://www.morgenweb.de/mannheim/stadtteile/krieg-der-grossmutter-1.2511771 

Rhein Neckar Theater in Mannheim

Pressebericht: Monnem- doi Musical!

Neckarau Premiere von "Monnem doi Musical" begeistert Publikum / Gepfefferte Dialoge und Zugaben
Lokalkolorit trifft schrägen Humor
02. Juni 2017/Autor: Sylvia Osthues

Schräge Kostüme, eine irre Haarpracht und mitreißende Musik - auch nach der Premiere von "Monnem doi Musical" wurde fröhlich weiter gefeiert bei der anschließenden Party im Rhein Neckar Theater. Und das eroberte die Herzen der Zuschauer im Handumdrehen mit seiner neuesten Produktion. Die Mischung aus Comedy, Musik und Tanz mit viel Lokalkolorit begeisterte das Publikum.
Mitmachen war angesagt, dies geschah unter der besonderen Mitwirkung der Profis auf der Bühne. In der 14. Neuproduktion der einfallsreichen Theatertruppe dreht sich alles um Mannheim. Schauplatz des Geschehens ist der Mannheimer Marktplatz in G1 - mit direktem Blick auf den Wasserturm, eine Meisterleistung der Bühnenbildner Matthias Lauterbach und Marco Haas. Hier treffen - bei ordentlich Mannheimer Lokalkolorit, einer Prise Gesellschaftskritik, jeder Menge Humor und viel fetzigem Rock und Pop, von der Marktfrau bis zum Beamten - eine Fülle von Menschen und ganz unterschiedliche Lebensgeschichten aufeinander. "Schää isses uffem Wochemarkt" singen die Marktfrauen.

Lisel liebt den Eiermann
Die Geschichte ist schnell erzählt: Marktfrau Lisel liebt den Eiermann, doch der will nichts von ihr wissen. Gemüsefrau Gerda kämpft ums Überleben. Und mittendrin Rainer, alias Markus Beisel, der Beamte des Stadtplanungsamtes will den Marktplatz vermessen. Mit Trotz in den Augen blicken Melanie Haag und Marion La Marché als Lisel und Gerda ins Publikum. Gleich "De letschde Versuch" berührt in seiner Verletztheit. Dann kehrt Gerdas Stolz zurück. "Monnem hinne, Monnem vorne" schmettert sie mit ausgebreiteten Armen dem Publikum entgegen.

Geschichte vom "Blummepeter"
Bei der Premiere von "Monnem doi Musical" geht es herrlich ans Herz. Zum einen, weil Regisseur Danilo Fioriti dem Publikum eine sehr liebenswerte, respektvolle Version des schrägen Musicals mit Lokalkolorit, Humor und Kurpfälzer Charme präsentiert. Zum anderen, wenn Markus Beisel vom Wasserturm herab im Stil eines Moritatensängers die Geschichte vom "Blummepeter" erzählt.

Von Beisel, der als kreativer Kopf der munteren Truppe fungiert, stammen Text und Musik des ausgesprochen witzigen, spritzigen und hintergründigen Stücks. Als stets allwissender Beamter würzt er die Stadthistorie schlagfertig mit Wortwitz und reichlich Lokalkolorit und verschont mit seiner bissigen Ironie weder aktuelle politische Ereignisse noch die Stadtoberen.
Das Stück ließ das Publikum keineswegs ungerührt, musste es doch oftmals das Taschentuch zücken, um die Lachtränen aus den Augenwinkeln zu wischen. Sowieso dienten die Plätze in den vordersten Reihen stets dazu, die bissigen Pointen zu bereichern. So mussten die Zuschauer doch immer damit rechnen, hin und wieder in die gepfefferten Dialoge mit einbezogen zu werden. Das Publikum applaudierte am Ende der Premiere begeistert und wurd sogar mit einem Zusatzsong belohnt.
Quelle:© Mannheimer Morgen, Freitag, 02.06.2017

Rhein Neckar Theater in Mannheim

Pressebericht: Romeo allein an Bord

Neckarau - Rhein Neckar Theater begeistert mit skurriler Adaption von „Romeo und Julia“ Frustrierte Mimen auf Kreuzfahrt
23. November 2018/Autor: Sylvia Osthues 

Am Wochenende feierte die Komödie „Romeo allein an Bord“ eine gelungene Erstaufführung im Rhein Neckar Theater und begeisterte das Publikum. Die Zuschauer erlebten eine skurrile Adaption von Shakespeares „Romeo und Julia“. Mit engagiertem Schauspiel und raffiniertem Bühnenbild sorgte das Ensemble für einen gelungenen Auftritt, vollgepackt mit humorvoller Unterhaltung: Noch „Meer“ Spaß geht wirklich nicht, wenn die MS Donna Gloria in See sticht.
Auf dem Kreuzfahrtschiff finden vier merkwürdige Typen zusammen und die Zuschauer wundern sich: Romeo ohne Julia? „Romeo allein an Bord“ ist die Geschichte einer Kreuzfahrt: Seit Jahren dümpelt die Motto-Kreuzfahrt – „Shakespeare Ahoi!“ – die immer gleiche Route.

Diesem eingestaubten Konzept soll nun endlich neuer Schwung verpasst werden. Die Marketingabteilung der Reederei ersetzt deshalb gnadenlos die alt-ehrwürdige Schiffstheatertruppe durch die Comedy Show eines talentfreien Reality-Soap-Stars. Frustriert vom Verfall der Unterhaltungsbranche lässt es die Schauspielcrew bei der Abschiedsfeier noch einmal richtig krachen – und verpennt die Abfahrt. Völlig verkatert müssen sich die „Blinden Passagiere“ ihre Überfahrt erarbeiten und ein Theaterstück auf die Bühnenbretter bringen. Allerdings haben es ihre Schauspielkolleginnen rechtzeitig von Bord geschafft und dabei Kostüme, Requisiten und Bühnenbild mitgenommen.

Rasante Komödie
Wie führt man nun „Romeo und Julia“ auf – ohne Julia, ohne Ausstattung und ohne Talent? Gefangen an Bord der MS Donna Gloria kann niemand vor den Problemen weglaufen: Harald (herrlich schräg Henry Dahlke), ein abgehalfterter Entertainer mit Alkoholproblem, suhlt sich in Selbstmitleid. Martin (Denis Bode), der als sympathischer Fratz den Romeo mimt, behandelt den Steward Oliver (Danilo Fioriti), der als Julia sein Bestes versucht und Newcomer Robert (Harmut Lehnert) hat nicht genug Talent, um die Rolle der Amme überzeugend auf die Bühne zu bringen.
Frust schiebt jede Figur auf ihre Weise. Diesen Beziehungsstress hat Markus Beisel mit Sinn für das richtige Timing in Szene gesetzt. Der erfahrene Regisseur inszeniert die rasante Komödie aus der Feder von Danilo Fioriti und erreicht mit seiner Arbeit Nerv und Herz des Publikums. Schrill und herrlich komisch, wie die vier Akteure, sind auch Kostüme (Markus Beisel) und Maske (Rasine Grosch, Eva Hergemöller und Felix Bauer).

Geschickt haben Beisel, Matthias Lauterbach und Marco Haas die Bühne gestaltet. Drehbare Stellwände entführen in Shakespeares Vereno oder in die Kabine der Crew. Es muss während der zwei Stunden nicht umgebaut werden, was dem Tempo der Inszenierung gut bekommt. Das wandelbar-schöne oder absurde Bühnenbild wird vom Publikum beklatscht, bevor überhaupt ein Satz gesprochen wird. Am Ende gibt es langen und verdienten Beifall für Schauspieler und Regie.
Quelle:© Mannheimer Morgen, Freitag, 23.11.2018

Rhein Neckar Theater in Mannheim

Pressebericht: Wer ist eigentlich Paul?

Lokalkolorit und Lebensphilosophie - "Wer ist eigentlich Paul?" im Rhein Neckar Theater
08. April 2019/Autor: Franz Schneider 

Markus Beisel hat Mut. Denn als Intendant, Regisseur und Autor drei Wochen vor Ostern ein Stück uraufzuführen, das von einem Selbstmordversuch an Heiligabend handelt, dazu bedarf es dann schon einer bestimmten Zutat. Der Liebe natürlich, zum Rhein Neckar Theater Mannheim, zu seinem Publikum, zu makabren Scherzen.

Davon hat seine neue Komödie "Wer ist eigentlich Paul?" reichlich. Dieser Paul hat es auch verdient, ein Mietshausgriesgram, der verfrühte Sternsinger mit Orangen bewirft und der durchnässten Nachbarin die Tür weist. Früher war er ein Meisterkoch mit Restaurant, seit dem Krebstod seiner Frau ist er ein Pedant im fürchterlichen Merry-Christmas-Pullover, der seinen Selbstmord durch Absprung im Detail geplant hat. Kühlschrank leer, Telefon abgemeldet, Abschiedszettel an die Wand gesteckt.

Da es sich um eine Komödie handelt, geht der Witz von den Störungen und Störern aus, die Paul Winter vom Vorhaben abhalten, zunächst ein der deutschen Grammatik nicht ganz sicherer Gammel-Pizza Bote, dann die überarbeitete und einsame Nachbarin von oben, die sich ausgesperrt hat, schließlich eine Original "Monnemer" Pseudo-Nonne, die sich mal im breiten Dialekt den Orangenwerfer vorknöpft. Dazu montiert Markus Beisel in Rückblenden melodramatisch Szenen aus Pauls früherem Eheleben, in denen er seine totkranke Frau pflegt.

Hier steckt sehr viel drin und die Kombination aus unappetitlichen Ekelwitzen, Lokalkolorit und Lebensphilosophie braucht es auch, damit alles zusammenhält, was an Heiligabend zusammenkommt. Da ist es das Rezept für einen perfekten Gänsebraten, bei dem man echt Hunger kriegt. Das verhindert dann auch den Sprung, aber Paul ist es eh zu kalt und zu hoch, wie er wiederholt von seinem ans Fenster gestellten Stuhl bemerkt. Da wundert es nicht, dass er am Ende "immer noch net unne is".

Oben auf dagegen war darüber das wohl begeisterungsfähigste Theater-Publikum der Region. Es lachte bald über jedes Wort und dankte sofort stehend mit Euphorie dem Ensemble mit einer wirklich tollen Petra Mott in ihrer Soppelrolle als Nonne und verstorbener Ehefrau, zudem Selma Kirschner als zerquälter Nachbarin mit unbedingt zu wiederholender Sessel- Akrobatik, dazu dem urkomischen artikulationsbeeinträchtigten Denis Bode und natürlich besonders Michael Hanreich, der mit seinem Paul mal so richtig zeigen kann, was er drauf hat- und das nicht nur zur Weihnachtszeit.
Quelle:© Rhein Neckar Zeitung, Montag, 08.04.2019

Neckarau Mit einer turbulenten Tragikkomödie landet das Rhein Neckar Theater einen großen Publikumserfolg
Missverständnisse und Irrwege im Namen der Liebe
24. April 2019/Autor: Sylvia Osthues

Dass sie nicht nur Mitglieder von Neckaraus Lachfabrik sind, sondern auch auf den Brettern, die die Welt bedeuten, eine gute Figur abgeben, bewiesen die Schauspieler des Rhein Neckar Theaters bei zwei Theateraufführungen. „Wer ist eigentlich…Paul?“ hieß die Tragikomödie aus der Feder von Regisseur Markus Beisel, die dem Theater an zwei Abenden ein nahezu volles Haus und dem Publikum drei überaus unterhaltsame Stunden bescherte. Es ist Heiligabend: Glocken klingen, Plätzchen duften und die Gechenke liegen bereit. Die bewährten Mimen des Rhein-Neckar Theaters hatten sich wieder bestens vorbereitet und präsentierten ihren Gästen eine herzergreifende Geschichte mit vielen Missverständnissen rund um Liebe und Tod.
Zum Inhalt: Natürlich ist es nicht nett, vom dritten Stock eine Nonne mit Orangen zu bewerfen – und das ausgerechnet an Heilig Abend.

Und natürlich wäre es auch angebracht dem rotzfrechen Lieferjungen Robert Berger (Denis Bode) Trinkgeld zu geben, weil er in dieser Nacht freiwillig eine Schicht übernommen hat, auch wenn das kleinkriminelle Schlitzohr die Pizza mit Pilzen anliefert, die ja wohl niemand auf seiner Pizza mag. Und natürlich wäre es eine Sache der Menschlichkeit, der völlig chaotischen Nachbarin Tammy Schneider (Selma Kirschner) eine warme Zuflucht zu bieten, weil sich das dusselige Weib ausgesperrt hat und sonst frierend in der Kälte auf einen Schlüsseldienst warten müsste.

Allerdings hat Paul Winter (Michael Hanreich) etwas vor und er möchte sich von niemandem abhalten lassen: „Das Gefrierfach ist abgetaut, der Telefonanschluss ist gekündigt, das Klopapier ist weggeworfen und der Müll ist runtergebracht.“
In Rückblenden wird die Geschichte von Paul erzählt und seiner inzwischen verstorbenen Frau Elisabeth (Petra Mott). Doch dem trauernden Witwer will es nicht gelingen, seinem Leben ein Ende zu setzen, denn immer wieder tauchen kuriose Gestalten auf. Was folgt, ist das obligatorische Durcheinander, das seinen Höhepunkt erreicht, als auch noch die mit Orangen beworfene Nonne (Petra Mott – herrlich schräg mit Kurpfälzer Dialekt) in Pauls Wohnung auftaucht. Und Kleinganove Berger will die Gunst der Stunde nutzen, um fette Beute in der augenscheinlich entleerten Wohnung zu machen.

Dass am Ende alles gut wird, wissen die Zuschauer ja. Aber bis es soweit ist und sie aufatmen können, bleibt es spannend, und das Publikum hatte viel Spaß an der Handlung, der Leistung der Schauspieler und deren Mimik, die oft regelrechte Lachsalven im Saal auslöst. In einem turbulenten Finale wendet sich alles zum Guten. Ein Sparbuch für „Notfälle“ bringt die Sache ins Rollen. Paul schöpft neue Hoffnung. Die Nonne schwingt den Kochlöffel und ein festliches Weihnachtsmenü kann beginnen. Und Robert bekommt neben einem Ausbildungsplatz auch noch seine Tammy.
Quelle:© Mannheimer Morgen, Mittwoch, 24.04.2019

Rhein Neckar Theater in Mannheim

Pressebericht:  Kollegen, Kollegen!

Deftige Büro-Komödie: Publikum feiert Premiere
14. Juni 2019/Autorin: Sylvia Osthues

„Kollegen, Kollegen!“ heißt das ausgelassene Comedy-Musical des Rhein Neckar Theaters. Das Publikum feierte jetzt die Premiere mit Lachsalven, Szenenapplaus und langem Beifall am Ende. Musik, Tanz, Gesang: All das bot die Inszenierung. Fast 150 Zuschauer im proppenvollen Theatersaal wischten sich die Lachtränen aus den Augenwinkeln, schnappten nach Luft und staunten, mit welcher Leichtigkeit, Stimmvolumen, Witz, Komik und passender Gestik das Ensemble umzusetzen wusste, was Stückeschreiber und Komponist Markus Beisel in das 90-minütige Stück gepackt hatte.
Die Zuschauer konnten gar nicht anders, als immer wieder in wieherndes Gelächter auszubrechen. Das Musical „Kollege, Kollege!“ ist ein ausgelassenes Stück um den turbulenten Büroalltag in einer in Schwierigkeiten steckenden Firma, weil ein Kollege immer wieder in die Kasse greift.

Geglückte Besetzung
Die drei Monate intensive Probenarbeit unter der Regie und Choreographie von Felicitas Hadzik und der musikalischen Leitung von Detlev Buchholz hatten sich gelohnt. In ausgesprochen geglückter Rollenbesetzung lockten die vier Darsteller die Zuschauer aus der Reserve. Die Schauspieler und durchweg großartigen Sänger rissen ihr Publikum fortlaufend zu spontanem Szenenapplaus für ihre mitreißenden Gesangs- und Tanzeinlagen hin.
Da war die gemütliche Chefsekretärin Mona Törtchen (urkomisch Rockröhre Melanie Haag), die allerdings mehr auf dem Kerbholz hat, als ihr liebevoll mit Katzenbildern dekorierter Schreibtisch vermuten lässt. Dann die Gruftibraut aus der Personalabteilung, Annabelle Remscheid (abgefahren Francesca Galiano), die mit der Organisation der Betriebsfeier betraut worden ist, und alle beten, dass dieses Fest nicht bei Vollmond um Mitternacht auf dem Zentralfriedhof stattfinden wird.
Weitere Würze erhielt das Stück durch Lisa Mandel (Patricia Kain als scheinbar biederer Gegenpart zu Annabelle Remscheid). Denn die neue Kollegin in der Buchhaltung ist ausgerechnet die Tochter des Firmenchefs.

Allein schon ein solches Personal garantierte eine sich von Szene zu Szene steigernde Konfusion. Diese erreichte schließlich ihren Höhepunkt, als Mona Törtchen ausgerechnet dem Rechnungsprüfer und schärfsten Hund des Finanzamtes, Markus Winter (herrlich hölzern und silbergrau: Markus Beisel), den Laufpass gab.
Aber bei allem Durcheinander und den sich zuspitzenden Konfrontationen der Charaktere: Am Schluss stand ein gleich mehrfaches Happy End – und ein rauschender Applaus der begeisterten Zuschauer, der die Akteure zu mehreren Vorhängen auf die Bühne holte.
Quelle:© Mannheimer Morgen, Freitag, 14.06.2019

Rhein Neckar Theater in Mannheim

Pressebericht: Willkommen in den Sixties

Wohlgerüche breiten sich in der Retro-Kochshow „Willkommen in den Sixties“ aus
04. Dezember 2019/Autor: Stefan Otto

Die Schlager der 1980er und 1970er Jahre ließ das Mannheimer Rhein-Neckar-Theater bereits in seinen „Radio Gaga Shows“ wiederaufleben. „Willkommen in den Sixties“, die neueste Produktion der musikalischen Bühne in der Neckarauer Alten Seilerei, führt nun nicht nur noch weiter zurück, sondern erzählt zugleich eine köstliche Emanzipationsgeschichte am Herd.
Am Heinzelkoch steht Markus Beisel, der Intendant selbst, und kocht vorgeblich fürs Fernsehen und „das Studiopublikum“, also die Besucher des Theaters. Sein Rollenname „Clemens Walmenroth“ erinnert deutlich an Clemens Wilmenrod, den ersten deutschen TV-Koch, ein Rheinland-Pfälzer, der in den 1950er und 1960er-Jahren mit seiner Kochsendung „... bittet zu Tisch“ die Speisepläne der Bundesrepublik prägte. Ganz wie seine Inspiration Wilmenrod trägt auch Walmenroth das charakteristische Menjoubärtchen und das eigene Konterfei selbstgefällig auf der Schürze, serviert Toast Hawaii, Arabisches Reiterfleisch oder den Venezianischen Weihnachtsschmaus. Hehre Namen waren das für im Grunde simple Gerichte, Frikadellen und Schnitzel, die freimütig unter Verwendung von Konserven und Fertigsoßen zubereitet wurden.

Personifizierte Fritteuse auf zwei Beinen
„Clemens ist kein Koch, er ist Schauspieler. Eigentlich noch nicht mal das“, muss auch seine Produzentin Dagmar Ginster eingestehen. Mitreißend gespielt von der Mannheimer Sängerin Barbara R. Grabowski, hat sie sich ein bisschen verguckt in ihren Fernsehstar, der ein antiquiertes Frauenbild pflegt und überheblich von sich behauptet: „Ich habe das Fernsehen mit aus der Taufe gehoben.“ Als selbstverliebter und ölig arroganter Koch-Choleriker ist er ihrer Avancen nicht würdig und übersieht sie ohnehin geflissentlich. „Er ist ein Schmierlappen, wie eine personifizierte Fritteuse auf zwei Beinen“, meint Katharina Bischoff (die Darmstädter Musicaldarstellerin Rosa Sutter), eine junge Metzgerstochter, die eher zufällig ins Fernsehstudio gerät und bald die neue Zeit, die 1960er-Jahre, einläutet. Im Gegensatz zu Walmenroth kann sie nämlich wirklich kochen. „Du bist ein Naturtalent! Du bist jung, frech, witzig – genau was diesem eingestaubten Format so fehlt“, erkennt Daggi, die den egomanen „Don Clemente“ flugs durch die jüngere Köchin ersetzt. „So schmecken die Sixties! So kocht man heute!“ zeigt die moderne, selbstbewusste Frau, die mit viel Esprit schnell Quoten-Erfolge feiert und gut gelaunt die Emanzipation ins Fernsehen bringt.

Schmorgericht von der Quoten-Kathy
Detlev Buchholz, der auch bei den „Radio Gaga Shows“ den Ton angibt, spielt live die Musik dieser gelungenen Retro-Revue ein. Als Hippie vor der Zeit sitzt er auffällig gekleidet, aber kaum sichtbar hinter dem Heinzelkoch, einem originalen, von Wilmenrod einst propagierten Küchengerät, und begleitet das Darstellertrio, das mit großer Spielfreude und mindestens ebenbürtigen Sangeskünsten von der Geschlechterrevolte der 1960er-Jahre erzählt und dabei bestens unterhält. Flott inszeniert von Felicitas Hadzik, stimmig ausgestattet von Beisel und seinem Lebensgefährten Matthias Lauterbach, mit begeisternden Choreografien, viel Humor und Slapstick sowie Schlagern der Zeit, von Peter Alexanders „Komm’ und bedien’ dich“ bis Gitte Haennings „Ich will ’nen Cowboy als Mann“. Dazu richtet „Quoten-Kathy“ live ein „schmackhaftes Schmorgericht“ an, dessen Wohlgerüche bald von der Bühne in den Zuschauerraum wehen und den Appetit anregen. Immerhin die Zuschauer auf den vorderen Plätzen dürfen auch probieren.
Quelle:© Die Rheinpfalz, Mittwoch, 04.12.2019


Heiteres aus den 60er Jahren
11. Dezember 2019/Autorin: Sylvia Osthues

Manuela, Peggy March, Connie Francis und Trude Herr auf der Bühne in Neckarau, kein Mensch hätte das je für möglich gehalten. Das Rhein Neckar Theater hatte es jedoch mit seiner Comedy-Revue durch die 1960er Jahre geschafft, nicht nur die Schlagerstars vergangener Tage wieder aufleben zu lassen. Es lagen Musik, Sektlaune und der Geruch frisch gebratenen Gulaschs in der Luft, als das Ensemble um Regisseurin Felicitas Hadzik mit der Comedy-Revue „Willkommen in den Sixties“ im Rhein Neckar Theater seine Premierenvorstellung gab.
„Die Älteren im Saal werden sich erinnern und die Jüngeren sich wünschen, dabei gewesen zu sein“, hätte es Produzentin Dagmar „Daggi“ Ginster (Barbara R. Grabowski), ganz im Stil der 60er Jahre mit Petticoat, treffender nicht formulieren können. Der Text der Comedy-Revue stammt wieder aus der Feder von Theaterchef Markus Beisel: Erzählt wird die Geschichte von Katharina Bischoff (Rosa Sutter).

„Quoten-Kathy“, wie man sie später nur noch nannte, war die erste Frau, die eine Kochsendung im deutschen Fernsehen moderieren durfte. Mit ihrer frechen, humorvollen Art fegte sie die Konkurrenz von den Bildschirmen, allen voran den amtierenden Platzhirsch Clemens Walmenroth (Markus Beisel). Gemeinsam mit ihrer Produzentin Dagmar „Daggi“ Ginster (Barbara R. Grabowski) revolutionierte sie das Frauenbild der 60er Jahre. Der Eröffnungssatz jeder ihrer Sendungen wurde zum geflügelten Wort: „Willkommen in den Sixties!“ Zahlreiche Lieder den 60er Jahren, unter anderem aus der Feder von Cynthia Weil und Barry Man, Heinz Korn, Randy Randolph oder Ralph Maria Siegel, wurden von Jinglemacher Detlev Buchholz live gespielt. Voll Inbrunst von Barbara R. Grabowski, Rosa Sutter und Markus Beisel gesungen, weckten die Hits der 60er Jahre nostalgische Gefühle bei den Theaterbesuchern. Darunter „Schuld war nur der Bossa Nova“, „Mit 17 hat man noch Träume“, „Die Liebe ist ein seltsames Spiel“ oder „Heißer Sand“, die verzücktes Erinnern in die Gesichter zauberten und für kräftigen Applaus vom Publikum sorgten.

Bravo-Rufe erfüllen den Saal
Und als die Drei dann auch noch „Ich will keine heiße Schokolade“ oder „Ich will ‘nen Cowboy als Mann“ zum Besten gegeben hatten, war’s mit der Ruhe im Saal vorbei. Pfiffe vor Begeisterung, euphorisches Klatschen und Zugabe-Rufe erfüllten den Raum. Auch wenn das Gekreische im Saal mit dem Originalton aus den 1960er-Jahren nicht mithalten konnte, so bescherte es den drei Akteuren doch einen herzlichen Empfang auf der Bühne. Mit Titeln wie „Ganz in Weiß“, „Liebeskummer lohnt sich nicht“, „Mama” und „Ich sprenge alle Ketten” hatten sie einmal mehr an diesem Abend die Begeisterung im Saal geweckt und bei der Mischung aus Mitsingen, Jubeln, Klatschen und Pfeifen konnte man vielleicht einen Eindruck davon gewinnen, wie ein Schlagerstar der 60er Jahre sich seinerzeit gefühlt haben muss.
Insgesamt ein sehr unterhaltsamer Abend, bei dem die schrägen Tanzeinlagen ebenso zur Belustigung beitrugen wie die vielen lustigen Einfälle und Kostüme (Markus Beisel), bei denen sich die Künstler auch selber auf die Schippe nahmen.
Quelle:© Mannheimer Morgen, Mittwoch, 11.12.2019

Rhein Neckar Theater in Mannheim

Pressebericht: Gut gegen Nordwind

Glänzende Premiere von „Gut gegen Nordwind“ im Rhein Neckar Theater / Patricia Kain und Markus Beisel überzeugen
10. Juli 2020/Autor: Sylvia Osthues

Liebe virtuell – gibt’s das, geht das? Antworten gaben Patricia Kain und Markus Beisel, die beiden großartigen Darsteller des neuen Sommerstückes „Gut gegen Nordwind” im Rhein Neckar Theater (RNT). Inszeniert von Felicitas Hadzik feierte es Premiere. Starker Text, der auf der Bühne noch eine Dimension hinzugewinnt: Das RNT hat mit seinem neuesten Stück einen weiteren Theater-Coup gelandet. Das feierten die coronabedingt nur etwas mehr als 70 Zuschauer mit Jubel und stehendem Beifall.

Der künstlerische Leiter, Markus Beisel, hat die Corona-Zwangspause genutzt und ein Konzept entwickelt, das die Darsteller wieder befähigt, zu spielen – allerdings alles auf Abstand. Auch die 199 Publikumsplätze im Saal wurden auf 72 reduziert. Doch das tat der guten Stimmung beim Premierenpublikum keinen Abbruch.

Beziehung per Mails
Wer hätte gedacht, dass sich hinter einer fehlgeleiteten E-Mail die große Liebe versteckt? Per E-Mail verlieben sich Emmi Rothner (Patricia Kain) und Leo Leike (Markus Beisel) und erleben alle Höhen und Tiefen einer Beziehung in dieser außergewöhnlichen Liebeskomödie. Felicitas Hadziks Inszenierung von Glattauers preisgekrönter Romanvorlage „Gut gegen Nordwind“ ist locker-leicht und dennoch mit emotionaler Tiefe.
Überzeugend spielen Patricia Kain und Markus Beisel diese spritzige und anrührende Geschichte. Eine große Herausforderung für die beiden Darsteller, die nur die Mails als Text und Grundlage ihrer Darstellung zur Verfügung haben. Doch diese Herausforderung meistern Kain und Beisel mit Bravour. Verspielt, neugierig, frech und wortgewandt necken sich beide, versuchen jeweils das Gegenüber aus der Reserve zu locken. Da wird spekuliert über das Alter und den Beruf des jeweils anderen, über eventuelle Beziehungen, verheiratet oder noch zu haben, über das Aussehen, die Schuhgröße, den Geschmack. Aus dem amüsanten Geplänkel entwickelt sich Schritt für Schritt eine immer intensivere Unterhaltung – und eine mit
jeder E-Mail enger werdende Freundschaft.

Natürlich beginnt es in der Leitung auch bald erotisch zu knistern. Könnte das Liebe sein, obwohl man sich noch nie begegnet ist? Es scheint nur noch eine Frage der Zeit, bis es zum persönlichen Treffen kommt. Doch was dann? Werden die virtuellen Gefühle der Realität standhalten? „Gut gegen Nordwind“ ist eine moderne, geistreiche und amüsante Komödie über eine besondere Brieffreundschaft im Internet-Zeitalter und ein Theatererlebnis, das eine ungewöhnliche Liebesgeschichte hochaktuell und bewegend auf die Bühne bringt: humorvoll, nachdenklich, pointenreich und emotional. Ein spritziges Stück Sommerunterhaltung – und auf jeden Fall gut gegen Nordwind.
Am Ende ernten die Akteure für die ungewöhnliche Reise in den ersten Teil einer außergewöhnlichen Liebesgeschichte begeisterten Applaus.
Quelle:© Mannheimer Morgen, Freitag, 10.07.2020

Rhein Neckar Theater in Mannheim

Pressebericht: Raumschiff Sonderpreis


Raumschiff Sonderpreis“ – der Titel löst die Erwartung von Spaß und Satire aus. Das Mannheimer Rhein-Neckar-Theater bleibt darin auch nichts schuldig. In der rasanten Inszenierung prasseln die schrägen Pointen sogar musikalisch und tänzerisch.
20. Oktober 2020/Autor: Heike Marx

Das Cockpit eines Raumschiffs ist handwerklich der Kult-Serie nachempfunden. Wie erstaunlich effektfähig es ist, erlebt man auf dem Höhepunkt der knackigen Story, die sich Markus Beisel ausgedacht hat. Der Intendant des Rhein-Neckar-Theaters ist Texter, Komponist und Regisseur der meisten Produktionen. Außerdem auch Darsteller, aber dann führt nach altem Theaterbrauch ein anderer Regie, hier Felicitas Hadzik.

Ein bösartiges Virus -
Im Auftrag der Planetenvereinigung Starhansa ist Raumschiff Sonderpreis auf Forschungsreise zum Planeten Erde. O Schreck, was finden sie da vor? Ein kaum wiederzuerkennendes verwüstetes Land. Eine feindliche Spezies hat ein Virus in das Internet der Erdlinge eingeschleust, um diese zu vernichten und die Erde für sich in Besitz zu nehmen. Klar, dass die heldenmütige Crew die Erde rettet und das Internet zerstört.
Die Vier zelebrieren ihre Diversität. Jeder macht jeden höhnisch anzüglich herunter. Für die Zuschauer ist das ein Riesenvergnügen. In der Gefahr sind sie dann heldisch geeint. Da entwickeln auch Memmen und Drückeberger wie der geschwätzige Captain Cassias Heldenmut.

Föten vom Wühltisch -
Markus Beisel im lässigen Shirt spielt den Captain mit tuntiger Agilität. Schließlich stammt er vom Planeten „Schlappzitter“ oder so ähnlich, wo es zwei in einer Person vereinte Geschlechter gibt. Die Schlappzitterer werden immer zahlreicher, denn man/frau kann sich schon auf dem Klamottenwühltisch einen Fötus einfangen.
Auf dem Planeten des knurrigen, von Kopf bis Fuß stahlgrauen Commander Kronk leben die Einwohner in Erdlöchern. Sie haben kein Internet und werfen sich ihre Botschaften auf Stahlplatten zu. Aber Commander Konk, alias Sascha Fischer, löst blitzschnell jedes IT-Problem. Die beiden Frauen in kurzen schwarzen Glockenröckchen mit knallgelbem und knallrotem Top sind sehr hübsch anzusehen. Die Wissenschaftlerin Ambrosia, Patricia Kain, ist eine quirlige Frohnatur. Auf ihrem Heimatstern hatten das alle in den Genen. Sie sind leider ausgestorben, weil sie zu fröhlich waren.
Lieutenant Commander Andrea Hrtschd wurde als Baby von der Erde entführt, um sie seit 30 Jahren für Erdlingsangelegenheiten auszubilden. Anja Rüge gibt sie irdisch robust mit Tatkraft und Durchblick. Räsonnieren und Kritisieren nach Erdlinger Art ist ihre Hauptbeschäftigung.
Es wird flott gesungen und getanzt; so professionell wie im Musical, doch wesentlich besser in die Handlung integriert als üblich – und ganz ohne Liebes- und Gesinnungsschnulzen.
Quelle:© Die Rheinpfalz, Dienstag, 20.10.2020 

Rhein Neckar Theater in Mannheim

Pressebericht:  ISCH FÜDDER BLOß DIE KATZ


Die neugierige Nachbarin: Petra Mott glänzt am Rhein-Neckar-Theater
26. Oktober 2020/Autor: Stefan Otto

Eine verwaiste Wohnung, die jedoch nie lange leer steht, bildet den Schauplatz der neuen Inszenierung am Mannheimer Rhein-Neckar-Theater. Petra Mott ist die Einzige, die ihn betritt- Und sie meistert in der nun uraufgeführten Mundartkomödie „Isch füdder bloß die Katz“ eine große One-Woman-Show.

Nur ein paar Sekunden steht die modern eingerichtete Wohnung wirklich leer. Nur ein paar Sekunden herrscht Stille, bis die Tür auf- und das Licht angeht und Monika Reimann eintritt. „Net erschrecke, isch füdder bloß die Katz!“, erklärt die hilfsbereite Nachbarin, die es übernommen hat, das Haustier zu versorgen, die Zimmerpflanzen zu wässern, den Briefkasten zu leeren und darauf zu achten, dass im Kühlschrank nichts zu gammeln anfängt. Sie selbst wohnt im Mehrparteienhaus ein Stockwerk darüber, mit ihrem Mann Traugott Balduin, an den sie sich auch nach 23 Ehejahren noch nicht restlos gewöhnen konnte: „Ich zuck heit noch zusamme, wann ich sein Vorname her!“ Für ein Problem, das er ihr nächtens bereitet, sieht sie sich nunmehr jedoch gewappnet. „Mein Mann schnarcht. Aber jetzt hab ich jo ä neui Wohnung“, freut sie sich, als sie im Pyjama eintrifft und sich alsbald auf dem Sofa rekelt.

Einfach gemütlicher

Eigentlich gehört die Wohnung Anastasia „Ana“ Rehberger, die mit Reimanns Tochter Nadine in Urlaub gefahren ist. Monika soll währenddessen nur ab und zu nach dem Rechten sehen und das Notwendigste erledigen. Doch sie findet immer wieder neuen Anlass, Anas Wohnräume zu inspizieren und sich dort weitaus länger aufzuhalten als nötig. Einmal ist es ein Stromausfall in den eigenen vier Wänden, der sie dazu veranlasst, es sich dann eben hier gemütlich zu machen. Ein anderes Mal ist es dann schon Anas Badewanne, die Monika unbedingt mal ausprobieren möchte, weil sie selbst keine hat.
In einem Moment der Einsicht gibt sie es offen zu: Sie braucht die Abwechslung, Neuerungen, die Flucht vor der Einsamkeit und dem Einerlei an Traugotts Seite oder „endlich ä bissel Uffregung im Kopp“, wie sie selbst sagt. So findet sie „do ghert a mol wieder abgestaabt“, probiert den Inhalt des nachbarlichen Badezimmerschränkchens durch und das eine oder andere Stück aus Anas Kleiderschrank an. Sie schmachtet Anas brasilianischen Lover Ricardo an, der von einem Foto an der Wand lächelt, und bringt es sogar fertig, zu einem Vorstellungsgespräch zu gehen, zu dem eigentlich Ana eingeladen war. Gollum, der Kater, von dem im Titel die Rede ist, hält sich hinter der Couch versteckt und ist kaum zu sehen, dafür umso deutlicher zu hören, sobald Monika ein ums andere Mal über ihn stolpert wie Butler James über das Tigerfell in „Dinner for One“.

Auf Petra Mott zugeschnitten
Intendant Markus Beisel hat „Isch füdder bloß die Katz“ selbst geschrieben und den 40 Textseiten umfassenden Monolog zusammen mit Regisseurin Felicitas Hadzik auf Petra Mott zugeschnitten. Wer die 51-Jährige hier erlebt, gewinnt den Eindruck, sie kann einfach alles spielen. Das Stück legt die ganze Bandbreite ihres Könnens offen und lässt darüber hinaus noch erahnen: In ihr steckt sogar noch mehr.
Die Tochter von Ludwigshafens Hemshofschachtel-Prinzipalin Malou Mott zeigt über zwei Stunden hinweg größte Präsenz und verausgabt sich mit ausgeprägter Mimik und raumgreifender Gestik auch körperlich auf der Bühne. Für ihren schauspielerischen und sportlichen Kraftakt feiert sie das Premierenpublikum am Ende.
Quelle:© Die Rheinpfalz, Montag, 26.10.2020


Tiefgründige Gaudi
28. Juni 2021/Autorin: Klaudia Toussaint

Ein Parasit lebt laut Biologie auf Kosten eines Wirtstieres. Und das ist auch der Kern einer Mundartkomödie mit Tiefgang, die am Wochenende im Open-Air-Festival des Theaters Alte Werkstatt (TAW) Frankenthal eine schräge Karriere aufzeigte – von der netten Nachbarin zur Spionin und schließlich zur Schmarotzerin. Entfernt erinnert Markus Beisels Bühnenstück „Isch füdder bloß die Katz“ an den erfolgreichen Politthriller „Das Leben der Anderen“, in dem ein Hauptmann der DDR-Staatssicherheit einen Schriftsteller ausspioniert und dessen Leben immer intensiver miterlebt. Diese Idee adaptiert Beisel in eine Situation, die vor Komik nur so strotzt: Es geht um Nachbarschaftshilfe, die im makabren Identitätswechsel ausartet – ein gekonnter Balanceakt zwischen Boulevardtheater und Sozialstudie. Das Publikum im am Samstag ausverkauften Großkarlbacher Sommerdomizil des TAW honorierte das Gaststück des Theaters Rhein-Neckar und seine Solodarstellerin Petra Mott mit stehenden Ovationen.

Eigentlich würde der Plot für eine blütenreine Komödie völlig ausreichen. Denn die Geschichte um die gute Seele eines Mehrfamilienhauses, die zunächst völlig uneigennützig die Wohnung der verreisten Nachbarin hütet, birgt jede Menge humoristischen Sprengstoff. Witzig ist es, wie Monika Reimann (Mott) immer ungenierter in allen Winkeln von Anastasia Rehbergers Zimmern herumstöbert. Aus Neugier wird Neid. Schließlich lebt die 50-jährige Reimann das Leben der wesentlich jüngeren Influencerin von nebenan und flüchtet aus ihrem tristen Dasein als gelangweilte Ehe- und Hausfrau. Am Ende platzt die Blase der Illusion. Zurück bleibt eine reife Frau, die wieder geläutert im heimischen Hafen der Ehe ankert.
Zumindest vorübergehend – denn die nächste Nachbarin macht sich reisefertig
und sucht nach einer Hüterin ihrer Wohnung.

Rehbergers Kater Gollum ist ein unsichtbarer Mitspieler. Dessen eingespieltes löwenhaftes Knurren sowie die Tatsache, dass Reimann in der Manier des Slapstick permanent über den Kater stolpert, sorgt für Szenenapplaus. Jedoch ist die Resonanz anfangs verhalten. Denn nach acht Monaten ohne Bühnenauftritt muss sich Mott erst wieder warmspielen. Auch die Aussetzer im Funkmikrofon erschweren, dass die Zuschauer in den Sog der Geschichte gezogenwerden. Zu Höchstform läuft die Solodarstellerin erst nach der Pause auf.Dann aber richtig. Motts Talent zur Pantomime kommt nun voll zur Geltung. Mit einem sicheren Gespür für das richtige Timing und wohldosiert imitiert die Comedienne den Mörder in einem Horrorfilm ebenso überzeugend und komisch wie die verzweifelt schweißtreibenden Versuche Reimanns, ihren Ehegatten Traugott vom Schnarchen abzubringen. Traugott zählt zu den Relikten von Reimanns Leben, die zusehends verblassen. Dafür erscheint alles, was die süße Anastasia umgibt, in rosigem Licht: Ihre Wohnung ist größer, die Chrom gebürsteten Armaturen der sanitären Anlagen sind hochwertiger. Blut leckt die neidische Nachbarin, als sie den knackigen Brasilianer Ricardo erblickt, der auf einemFotomit Anastasia posiert. Deren Gesicht überklebt Reimann mit dem eigenen Konterfei und startet mit dem Latin Lover eine wilde Telefonbeziehung. Dabei zieht sie sich den fremden heißen Fummel in den Konfektionsgrößen von Teenagern an. Auch das Onlineshopping der verreisten Nachbarin ist alsbald fest in Reimanns Händen.

Dass dies nicht lange gut gehen kann, ist klar. Der Kipppunkt ist eine Bewerbung Reimanns in Anastasias Namen. Deren Agentur gibt der um ein paar Jahrzehnte zu alten Bewerberin einen Korb. Die Absage wird mit mangelndem Wachstumspotenzial begründet, Reimann sei bereits „fertig entwickelt“. Nun steht sie vor einem Scherbenhaufen. Das geklaute Leben bricht zusammen.
Ein Hauch Sozialkritik schwingt dabei mit. Denn die Protagonistin hat sich in eine digitale Welt gewagt, in der der Kult der Jugend betrieben wird – ihr Scheitern war vorprogrammiert. Versöhnlich stimmt das Ende: Reimann entdeckt die Vorzüge ihres alten Lebens wieder. Und erhält von Anastasia Absolution, die sagt: „Eine
Prüfung kann man wiederholen. Warum nicht ein ganzes Leben?“ Eingespielt in das Einpersonen- Stück sind Zeugenberichte der kompletten Hausgemeinschaft sowie verschiedener Psychotherapeuten, die über „Patientin MR 108“ referieren. Hinter der anonymen Nummer steht Reimann als psychisch Kranke. Und sie steht wegen Identitätsdiebstahls vor Gericht. Dieser Schachzug macht deutlich, dass der Autor unter der oberflächlichen Gaudi tiefgründigere Absichten hegt und einiges anzukreiden hat im Land. Er und Mott ernten einen verdienten Beifall für zwei Stunden große Bühnenkunst und eine absurde Story, die doch nicht so weit hergeholt ist,wie man vermuten würde.
Quelle:© Die Rheinpfalz, Montag, 28.06.2021 

Rhein Neckar Theater in Mannheim

Pressebericht: MÄNNERSCHNUPFEN 2

In Quarantäne: "Männerschnupfen 2 im Rhein-Neckar-Theater
20. Oktober 2021/Autor: Stefan Otto

Viren zieren das Plakat des Mannheimer Rhein-Neckar-Theaters, denn Mike hat wieder „Männerschnupfen“. Die turbulente Fortsetzung der 2016 in diesem Theater uraufgeführten Boulevardkomödie lässt bisweilen an Corona denken.
Er habe das Sequel schon vor Einsetzen der Pandemie verfasst, beteuert jedoch Markus Beisel, Intendant des Hauses wie Autor und Regisseur des Stücks. Tatsächlich war die Uraufführung bereits für den November vergangenen Jahres vorgesehen. „Dann kam ein Überraschungs-Lockdown“, so Beisel, der sich selbst wundert, wie „gruslig nah“ seine Komödie doch an der Realität ist. Dabei geht es in „Männerschnupfen 2“, mit dem bezeichnenden Untertitel „Jetzt geht's in Quarantäne“, gar nicht um Corona, sondern um einen Mann und seine gleich drei Frauen.

Nahtlos knüpft der zweite Teil damit an den ersten an. Wieder liegt Mike, erneut gespielt von Henry Dahlke, mit geröteter Nase auf seinem Sofa darnieder, leidet und ahnt: „Es geht zu Ende.“ Frauen könnten ja nicht einmal annähernd nachempfinden, wie Männer sich fühlten, wenn sie der Schnupfen plage, zeigt er sich überzeugt und sieht sich bald drei Exemplaren dieser Spezies gegenüber, die ihn, den ach so Kranken, nerven. Seine Gattin Wiebke (Irena Moser-Müller) will unbedingt die Scheidung und droht: „Ich werde dich so plattmachen, dass du unter dem Türspalt durchpasst!“ Der Grund ihrer Rage ist Mikes Affäre, die junge, so naive wie alternative Sarah (Selma Kirschner), die schon mal als „Eso-Tante“ und ihrer wilden Frisur wegen als „Filzmatte“ abgetan wird. Von seiner Nachbarin Jessica (Ewa Niren) möchte Mike selbst gar nicht so viel wissen, doch die Ex-Krankenschwester stalkt ihn geradezu und wähnt sich gar verlobt mit dem Angebeteten.
„Absoluter Shutdown!“

Mike, ohnehin schwer gebeutelt, sieht sich mit den dreien in seiner Wohnung gefangen, als sein Viertel wie einst Wuhan als Virenherd einer drohenden Pandemie ausgemacht wird. Die Polizei riegelt den heimischen Geranienweg konsequent ab und warnt unmissverständlich: „Absoluter Shutdown, keiner verlässt die Wohnung! Wer sich nicht an die Regeln hält, wandert direkt in den Knast!“ Autor Markus Beisel wählt somit einen schlechthin kruden Weg, um seine Figuren zusammenzuführen und sich aneinander reiben zu lassen, jedoch nicht, um ein Katastrophenszenario auszumalen, sondern ein rasantes Kammerspiel zu erzeugen, in dem niemand dem anderen wirklich aus dem Weg gehen kann. „Was wünschte ich mir jetzt?“, so Mike. „Es wäre einsam, monoton und langweilig“, erfährt das gut unterhaltene Publikum, das die (eingesprochenen) Gedanken aller Bühnengestalten zu hören bekommt. Selbst im größten Trubel erkennt der Mann mit dem Männerschnupfen jedoch alsbald: „Ein Gutes hat der Hausarrest. Wir sind gezwungen, uns miteinander auseinanderzusetzen. Keiner kann flüchten.“

Wie auf der Handlungsebene trägt Beisel auch in der Figurenzeichnung dick auf und überzeichnet besonders die Esoterikerin Sarah bis an die Schmerzgrenze: „ein Klumpen Tofu, so spritzig wie ein Schluck Mate-Tee.“ Ihre Darstellerin, die Mainzerin Selma Kirschner, agiert im vergleichsweise intimen Rhein-Neckar-Theater entsprechend mit demonstrativen Gesten wie für ein großes Haus. Henry Dahlke, anfangs überschminkt bis zum Anschlag, übertreibt es ähnlich. Wie sein Mike, dessen ausgewachsener „Männerschnupfen“ sich letztlich mit einem einfachen heißen Bad kurieren lässt.

RHEIN NECKAR THEATER

Angelstraße 33
(Zufahrt Alte Seilerei 4)
68199 Mannheim Neckarau
Geschäftsleitung: Melanie Haag
Intendant: Markus Beisel

© Copyright 2014 |  Markus Beisel
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